von Jörg Leute
Veröffentlicht am 12.05.2017Aktualisiert am 24.10.2023
Ich lese es immer noch viel zu oft: „Packen Sie so viele Projekte in Ihr Portfolio wie Ihr Budget reicht. Nehmen Sie externe Ressourcen hinzu, wenn es nicht genügt. Vergleichen Sie den Ressourcenbedarf mit den Projekten des Vorjahres“. Und so weiter und so weiter. Jedes Mal, wenn ich wieder einen dieser „Projektportfoliomanagement in sieben Schritten“-Texte lese, scheint mir, dass für viele Organisationen Projektportfolios immer noch wie Maschinen sind: Benzin (Geld) hinein, Ertrag heraus. Leider stimmt das heutzutage nicht mehr. Ein Projektportfolio ist vielmehr ein lebender Organismus, der sich an seine sich ständig verändernde Umwelt anpassen muss.
Aus diesem Grund möchte ich hier ein kleines Postulat für Projektportfoliomanagement aus Sicht der Ressourcen festhalten.
Ressourcen, manchmal könnte man sie auch als „Menschen“ bezeichnen, verhalten sich auch im Kontext des Projektportfoliomanagements gänzlich anders als Geld. Denn:
Sollten Sie unterjährig feststellen, das Ihnen in Projekten Kapazitäten fehlen (und Sie bei Ihrer aktuellen Mannschaft schon zu tief in der Kreide stehen) bleiben zwei Möglichkeiten:
Menschen brennen bei langanhaltender Überlastung aus. Entweder fallen sie komplett weg (und Ihnen fehlt die Kapazität) oder sie fallen unbemerkt weg und leisten nur noch schlecht. Da bringt es also wenig, wenn ihr Portfolio noch so gut geplant ist: Projekte werden auf der Detailebene in Schwierigkeiten geraten und sehr schnell alle vorhandenen Puffer auffressen. Oder noch schlimmer: keinen wertvollen Output liefern.
Es sind typischerweise immer die Flaschenhälse, die ihr Portfolio bestimmen: Sammeln sich zu viele Projekte um Ihren Steuerspezialisten oder Ihr Datenbankteam herum an, hängen alle Projekte fest. Es hilft also wenig, ein Portfolio über das Jahr hinweg zu betrachten, Flaschenhälse müssen entweder systematisch vermieden oder aber rechtzeitig erkannt und gepuffert werden (siehe hierzu unseren Blog Eintrag zu „Lean Projektportfoliomanagement für Organisationen“). Dies gilt für interne genauso wie für externe Ressourcen.
Also? Betrachten Sie Ihr Portfolio nicht nur entlang des Geldes. Betrachten Sie zuvor Ihre Ressourcen. Und zwar nicht auf das Jahr, sondern genauer. Diskutieren Sie mit Ihren Projektleitern, erarbeiten Sie keine tagesgenauen, aber zumindest monatsgenaue Pläne. Aktualisieren Sie regelmäßig, achten Sie auf die Risiken. Planen Sie Einstellungen und Ausbildung langfristig, bilden Sie internes Personal aus oder bilden Sie es um. Verhandeln Sie größere, langfristigere Kontingente mit Ihren externen Ressourcen.
Und zum Schluss Rat Nummer eins: Hören Sie in die Organisation hinein. Sind Ihre Leute überlastet oder sind sie im Flow? Falls ja, brauchen Sie keine Mehrkapazität zu leihen, sie bekommen sie kostenlos.
Seit mehr als 15 Jahren kämpft Jörg Leute gegen Floskeln wie „Das Projekt geht schon noch!“ oder „Bisher ist es noch immer gut gegangen“ ...
7 Schritte für effektives Ressourcenmanagement
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