von Jörg Leute
Veröffentlicht am 22.12.2016Aktualisiert am 09.10.2023
In einem Gespräch über Projektportfoliomanagement, das ich kürzlich mit einem CIO führte, fragte ich, wie er die Entscheidung für das Portfolio des Folgejahres treffe. Die Antwort: Ausschließlich entlang des Budgets. Auf meine Rückfrage, ob das mit den bekannterweise knappen Ressourcen vereinbart werden kann, erhielt ich die verblüffende Antwort: „Das hat im laufenden Jahr bisher immer irgendwie hingehauen.“ Kann so etwas wirklich hinhauen? Oder ist die jahresorientierte Fiskalsicht auf Projekte heutzutage nicht mehr zutreffend? Meiner Meinung nach ist die deutliche Antwort: Nein. Und zwar ganz einfach, da man es sich heute schlicht und ergreifend nicht mehr leisten kann, Mitarbeiter zu überlasten und sie schließlich zu verlieren. Ebenso wenig kann man es sich leisten, Mitarbeiter auf der Bank sitzen zu lassen und Projekte zu spät zu liefern. Und schließlich ist es notwendig, den Kurs blitzschnell, das heißt innerhalb weniger Wochen, nicht innerhalb eines Jahres, zu ändern.
Dieser Artikel ist der erste von zwei Teilen in einer Reihe, die sich mit den Grundlagen von klassischem Projektportfoliomanagement beschäftigt. Beide Artikel dienen in Zukunft als Nachschlagewerk für weitere Blogposts – sie sind daher entgegen unseren sonstigen Beiträgen etwas textlastig.
Was bestimmt nun das Portfolio? Geld oder Menschen? Raten Sie mal! Es kommt natürlich darauf an:
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass angesichts des allseits steigenden Wettbewerbsdrucks und immer kürzerer Time-to-Market Anforderungen Organisationen eher dem Typ 2 zuzuordnen sind. Hier spielen die Mitarbeiter im Hinblick auf das Budget eine viel größere Rolle, als das bisher wahrgenommen wurde. Warum?
Im klassischen Aktienportfolio wählt man diejenigen Papiere aus, die zur eigenen Anlagestrategie passen und den größtmöglichen Ertrag erhoffen lassen. Bezogen auf Projektportfoliomanagement bedeutet das, dass ausschließlich die ertragreichsten Projekte gewählt werden. Ertrag kann je nach Organisation tatsächlicher Umsatz, potentieller zukünftiger Produktumsatz oder der strategische Nutzenbeitrag sein.
Sehen wir uns den klassischen Standardprozess dazu kurz an: Zu einem bestimmten Zeitpunkt zwischen Anfang und Mitte des Geschäftsjahres beginnt der Planungskalender des Folgejahres. Er legt eine Kombination folgender Schritte fest:
Dieser Prozess für Projektportfoliomanagement wirkt an sich nachvollziehbar und stabil. Noch viel besser: Er sieht aus wie eine wunderbare Mechanik, die planbar, stabil und reproduzierbar abläuft. Schließlich gewinnt immer das Projekt mit dem größten Strategiebeitrag den Kampf um die wertvollen Ressourcen.
Leider passt dieser Prozess trotz seiner augenscheinlichen Schönheit nicht recht in die reale Welt. Im zweiten Teil dieser Reihe beschäftigen wir uns daher mit den Problemen eines klassischen PPM-Prozesses.
Seit mehr als 15 Jahren kämpft Jörg Leute gegen Floskeln wie „Das Projekt geht schon noch!“ oder „Bisher ist es noch immer gut gegangen“ ...
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