Kontrolle ist nicht immer alles:
Der dezentrale Domain-Ansatz
Sie haben gerne die Kontrolle und geben nur ungern Verantwortung ab? Dann müssen Sie jetzt ganz tief durchatmen! Für eine erfolgreiche Implementierung des Domain-Ansatzes, müssen Sie Teile der Projektpriorisierung delegieren. Wenn Sie sich ernsthaft Gedanken über diesen Ansatz machen, ist dies unvermeidlich. 20 Projekte konnten Sie vermutlich mit der einfachen Ranking-Methode organisieren und in der Größenordnung 100 Projekte und aufwärts war die Scoring-Methode extrem hilfreich. Aber wenn wir jetzt von 1.000 und mehr Projekten reden, dann brauchen Sie entweder ein mannstarkes PMO, das in der Lage ist, die Projektmenge weiterhin zentral zu handhaben, oder einen dezentralen Ansatz.
Während eine zentrale Lösung das Gefühl gibt, die Kontrolle zu behalten, ist damit auch sehr viel Aufwand verbunden. Ein zentrales Scoring und eine zentrale Priorisierung über ein Portfolio Board wird schnell ein Full-Time-Job für mehr als nur einen PMO. Eine alternative Lösung ist der sogenannte Domain-Ansatz, der Teilverantwortung über das Scoring und die Priorisierung abgibt.
So funktioniert der dezentrale Domain-Ansatz
Sie definieren innerhalb Ihres Unternehmens Themenbereiche, die so genannten Domains. Diese Domains entsprechen nicht Ihren Geschäftsbereichen sondern sind Querschnitte über die Abteilungen. In der Domain Kundenzufriedenheit wären also beispielsweise Mitarbeiter aus Sales, Marketing und IT. Die Domains sollten stabil sein, und potentiell mehrere Jahre bestehen bleiben.
Die interdisziplinären Domains übernehmen die Verantwortung für die Projektpriorisierung in ihrem Themenbereich. Ob sie dabei Rankings erstellen oder die Scoring-Methode anwenden ist ihnen überlassen. Als Ergebnis präsentieren die einzelnen Domains ihr Programm beziehungsweise ihr Teilportfolio der Geschäftsführung und dem Portfolio Board. Dieses wiederum vergibt an die Domains dann Ressourcen (z.B. finanzielle Ressourcen und Personentage).
Die Ressourcenzuweisung erfolgt anhand des Nutzens einer Domain und des Domainprogramms für die Strategie des Unternehmens. Auf das Teilportfolio selbst sollte die Führungsebene an dieser Stelle allerdings keinen Einfluss mehr nehmen.
Der Vorteil des Domain-Ansatzes: Sie geben Verantwortung ab und Ihr Portfolio Board muss nicht mehr alle Projekte selbst auf den Prüfstand stellen. Durch die Höhe der Budgets für die Domains sind Geschäftsführung und Portfolio Board dennoch strategisch involviert.
(Quelle: Priorisierung von Projekten: Das Projektportfoliomanagement und seine Methoden am Fallbeispiel einer Universalbank. Hoffmann/Rentrop, Zeitschrift Führung und Organisation, 2012)
Sie fragen sich bestimmt schon, wie sich der Domain-Ansatz in Meisterplan umsetzen ließe. Die Antwort ist wie immer: Ganz einfach. Sie weisen einfach jeder Domain ein eigenes Portfolio zu, in dem die Verantwortlichen Projekte mit der Methode priorisieren, die für sie am besten funktioniert. Ihre Geschäftsführung oder Portfolio Board kann dabei in der Gesamtansicht für Ihr Unternehmen dennoch problemlos alle Projekte und deren Prioritäten auf einmal einsehen. Probieren Sie es gerne aus.
Die Planung von Ressourcen auf die richtigen Projekte ist das Herz von Projektportfoliomanagement. Doch welche Projekte sind es wert, dass an ihnen gearbeitet wird? Dazu hat dieser Blog Post zum Thema Projektpriorisierung hoffentlich Denkanstöße und Methodenwissen geliefert.