Übermotivierte Planer missbrauchen die PPM-Software zur Legibility-Maximierung
Wenn in Unternehmen ein Tool für Projektportfoliomanagement eingeführt werden soll, dann wird sich dieser Typ Planer mit Hang zur rücksichtslosen Legibility-Erhöhung erst einmal die Hände reiben. Er sieht in dem Tool einfach eine weitere Karte, mit der er die Welt um ihn herum noch besser lesen kann:
„Ein Projektportfoliomanagement-Tool? Super! Da sollten wir dann gleich alles darin abbilden: Welche Projekte machen wir, mit welchen Ressourcen, welchen Status hat das Projekt, wer übernimmt welche Aufgaben bis wann und wie lange, geplant und tatsächlich, wer trägt welche Klamotten und welche Kaffeesorte steckt eigentlich im Espresso-Automaten!?“
Was jetzt passiert, kann darüber entscheiden ob das Unternehmen in fünf Jahren noch existiert oder nicht.
Wenn alle dem Planungsextremisten zustimmen, dann wird ein Tool angeschafft, das zwar behauptet „Projektportfoliomanagement“ zu können, aber eigentlich ganz andere Dinge macht. Von der Strategieformulierung auf Geschäftsführerebene über Projektmanagement bis hinunter zur Taskverwaltung einzelner Mitarbeiter. Dazu Priorisierung, Ressourcenplanung und – natürlich – Zeiterfassung. Die eierlegende Wollmilchsau mit dem totalitären Touch. Da kann der Planer dann sehen, wer wann morgens kommt, wer was tut und ob alle ein homogenes Paar Socken tragen. Ach ja, und nebenher wird dann auch noch, sofern Zeit dafür ist, ein bisschen Portfoliomanagement gemacht.
Im schlimmsten Fall gefallen die versprochenen Legibility-Erhöhungen eines solchen Tools so gut, dass noch eins draufgesetzt wird. Da man jetzt genau sieht, wer wie arbeitet, werden bald alle Prozesse vereinheitlicht. Alle müssen nach denselben Methoden arbeiten und dieselben Tools einsetzen, damit irgendjemand anderes noch einfacher alles überblicken kann.
Dieser Weg endet für das Unternehmen dann oft schlecht. Bis auf den Lesbarkeitsfetischisten hassen alle das Tool. Die fähigsten Mitarbeiter fühlen sich durch den zunehmenden Verwaltungsoverhead und die einschränkende Vereinheitlichung immer mehr gegängelt und verlassen irgendwann das Unternehmen. Die, die bleiben, unterminieren die Transparenz-Fantasien des Planers durch lückenhafte oder fehlerhafte Datenpflege.