Sicher, an diesem Ablauf ließe sich einiges verbessern (zum Beispiel mit einem Frühstück), aber wenn meine morgendliche Aufgabe „Aufstehen und Losgehen“ heißt, erfüllt der beschriebene Ablauf erfolgreich seinen Zweck. Und dies, ohne dass ich auch nur eine Minute auf die Frage aufwenden müsste, was ich als Nächstes tue. Dabei folgt nicht nur der übergeordnete Ablauf „Aufstehen und Losgehen“ einem festen Schema, auch die einzelnen Bestandteile sind weitestgehend automatisiert. Ich muss nicht jeden Morgen neu herausfinden, wie ich die Kaffeemaschine bediene und auch die Rasurentscheidung trifft sich weitestgehend selbst. Das entlastet.
Für diese Art der Entlastung gibt es auch eine Bezeichnung: „Reduktion von Komplexität“. Unsere tausend kleinen Rituale und festen Abläufe reduzieren eigentlich unendlich komplexe Vorgänge zu einfachen Skripten, die wir befolgen können. Das befreit uns, unsere Energie auf andere, neue Probleme und Aufgaben zu konzentrieren. Das Ganze hat aber auch Nachteile: Wir sind Gewohnheitstiere und wir kommen nur selten auf die Idee, einmal etablierte Abläufe grundlegend zu ändern. Und nicht immer sind wir erfolgreich darin, wenn wir es versuchen. Das bedeutet aber auch, dass wir manchmal ineffiziente oder schädliche Abläufe wiederholen – immer wieder.