Betrachten wir drei typische Tipps, die Sie in der Literatur zum Thema „Rezession überleben“ finden: Rücklagen anlegen, Portfolio diversifizieren, Zulieferer diversifizieren.
Alle drei Maßnahmen zielen darauf ab, Ihre Handlungsfähigkeit zu erhalten. Sie brauchen Rücklagen, um in schlechten Monaten weitermachen oder sogar investieren zu können. Wenn Sie Ihr Geschäft breiter aufstellen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass all Ihre Geschäftsbereiche gleichzeitig hart getroffen werden.
Wenn Sie sich nicht nur auf einen oder wenige Zulieferer verlassen müssen, kommt Ihnen das nicht nur in Preisverhandlungen zugute – Sie stehen auch nicht plötzlich mit dem Rücken zur Wand, wenn Ihr Zulieferer in der Rezession selbst untergeht. Die eigene Handlungsfähigkeit erhalten ist die wichtigste Maxime bei der Vorbereitung auf den Abschwung.
Auch dies gelingt aber besser, wenn Sie Strukturen und Prozesse etablieren, mit denen Sie bewerten können, welche Maßnahmen zu Ihrer Handlungsfähigkeit beitragen. Und ob dieser Gewinn an Handlungsfähigkeit die Opfer wert ist, die Sie hinsichtlich der Erfüllung anderer Ziele leisten müssen.
Ein Beispiel: Nach jahrelanger Zusammenarbeit bietet Ihnen ein Kunde die Gelegenheit, das bisher größte Projekt Ihrer Firmengeschichte durchzuführen. Es stellt nicht nur einen Übergang Ihrer Firma in eine andere Größenklasse dar, sondern verspricht auch satte Gewinne. Das Problem: Es erfordert massive Investitionen und bindet die verfügbaren Ressourcen auf längere Zeit. Eigentlich wollten Sie aber Ihr Portfolio verbreitern und zusätzliche Geschäftsfelder aufbauen, um sich gegen konjunkturelle Schwankungen in Ihrer Branche abzusichern.
Es gibt hier aus dem Stand keine richtige oder falsche Entscheidung. Worauf es ankommt, ist, dass Ihr Unternehmen über die entsprechenden Strukturen verfügt, um die verschiedenen Vor- und Nachteile gegen Ihre Strategie abzuwägen. Und dass Ihr Unternehmen in der Lage ist, eine einmal gefällte Entscheidung auch wirklich umzusetzen.