Welche Arten von Szenarien gibt es? Einige Beispiele aus dem wirklichen Leben
Zugegeben, das Beispiel mit dem Limonadenstand ist ganz nett, um das Konzept zu illustrieren. Die Szenario-Modellierung wird aber meist nicht für etwas derart Simples verwendet. Lassen Sie uns nun also die 4 Haupt-Szenario-Typen anhand praxisnäherer Beispiele durchspielen.
1. Basisszenario
Das Basisszenario beschreibt die Zukunft, in der alles exakt so eintritt, wie Sie es geplant haben. Hier bleibt Ihre Planung mitsamt aller Variablen unverändert. Es dient als Ausgangspunkt für alle anderen Szenarien, die Sie modellieren wollen.
2. Best-Case-Szenario
Sie sind Optimist? Das ist das Szenario, bei dem Sie richtig optimistisch planen dürfen. Hier haben die Antworten auf all Ihre “Was-wäre-wenn-Fragen” auf den bestmöglichen Ausgang hingedeutet. Natürlich ist es meist unrealistisch, dass alle derart perfekt verläuft. Ein solches Szenario hilft aber ungemein, ambitionierter an neue Projekte heranzugehen und vielleicht auch mal über den Tellerrand hinauszusehen.
Nehmen wir zum Beispiel an, dass Sie statt eines Limonadenstandes ein Bauunternehmen leiten. Ein mögliches Best-Case-Szenario könnte ein Infrastrukturboom aufgrund von Bevölkerungswachstum und Urbanisierung sein. Ihr Unternehmen wäre in der Lage, langfristig Verträge zu günstigen Konditionen abzuschließen, was zu höheren Gewinnspannen führen würde. Um sich auf diese Möglichkeit vorzubereiten, müssten Sie dafür sorgen, dass Material, Ausrüstung und Mitarbeiter mit den entsprechenden Fähigkeiten zur Verfügung stehen. Einerseits, um mehr Projekte übernehmen zu können. Andererseits, um trotz erhöhtem Auftragsaufkommen Deadlines einzuhalten.
3. Worst-Case-Szenario
Wo es ein Best-Case-Szenario gibt, ist natürlich auch das Worst-Case-Szenario nicht weit entfernt. Hier gibt es meist multiple Faktoren, die Sie an der Erreichung Ihrer Ziele hindern. Führen Sie zur Modellierung Break-even-Analysen für Ihre Variablen durch. Ermitteln Sie also die Werte, die Sie mindestens erreichen müssten, um Ihren Betrieb wie gewohnt aufrecht zu erhalten. Anschließend überlegen Sie, was wohl passieren würde, wenn eine oder mehrere dieser Kennzahlen nicht erreicht werden. Diese Denkweise erlaubt es Ihnen einen Plan B, C und vielleicht auch D zu entwerfen, die Sie im Worst-Case vor Schaden bewahren.
In unserem Beispiel für ein Bauunternehmen könnte dies eine weltweite Unterbrechung der Lieferkette sein, die zu Engpässen bei wichtigen Materialien führt. Dies würde zu Verzögerungen im Projektzeitplan und zu höheren Materialkosten führen, was sich auf das Projektbudget auswirken würde. Um sich auf dieses Worst-Case-Szenario vorzubereiten, könnten Sie zusätzliche Puffer zu den Geld- und Zeitbudgets einplanen.
4. Wahrscheinlichstes (Most Likely) Szenario
Dies hier stellt den realistischsten Ausgang für Ihre Planung dar und beruht auf Ihren aktuellen Daten. Es liegt irgendwo zwischen dem Best-Case- und dem Worst-Case-Szenario. Hier wägen Sie die Risiken des Worst-Case-Szenarios ab und behalten die Chancen des Best-Case-Szenarios im Blick. In der Folge treffen sie pragmatische Entscheidungen und setzen sich wirklich machbare Ziele.
In unserem hypothetischen Bauunternehmen wäre das wahrscheinlichste Szenario ein stabiles Wachstum und eine anhaltende Nachfrage. Das bedeutet, dass die Kosten für Fachkräfte und Materialien gleichbleiben, während Sie bei Ihrem Portfolio auf eine gesunde Mischung zwischen Wagnis und Sicherheit setzen. Aber auch wenn hier alles nach Plan verläuft, sollten Sie Ihre Kennzahlen stets weiter im Blick behalten. Schließlich wollen Sie bei unerwartet positiver Entwicklung nicht den Zeitpunkt verpassen, zu dem Ihnen Investitionen einen entscheidenden Vorteil gegenüber Wettbewerbern gebracht hätten.