Change Management unter Zeitdruck
Ich habe selbst eine solche Unternehmensfusion miterlebt, die auch nach mehreren Jahren noch nicht abgeschlossen war. Und ich erlebe auch immer wieder, dass Kunden für Monate quasi nicht erreichbar sind, da sie grade durch eine Fusion oder Übernahme gehen. „Keine Zeit – wir fusionieren grad!“ heißt es dann.
Und genau hier liegt die größte Gefahr – auch aus Sicht des Change-Management. Wenn laufende Projekte von heute auf morgen gestoppt werden, wenn bestehende Verpflichtungen zurückgestellt werden, weil zu viel Kapazität ungeplant in das Integrationsprojekt umgeschichtet wird, kann das schnell zu ungewünschten Konsequenzen führen – nach außen wie nach innen. Das gleiche gilt für das Gegenteil: blindes Weiterführen von Bestandsprojekten, die eigentlich keine Priorität mehr genießen.
Was passiert: Mitarbeiter sind frustriert, Kapazität wird verschwendet oder nicht optimal eingesetzt, wichtige Projekte verzögern sich, Budgets werden falsch investiert.
Es kann nicht allein um den Fusionserfolg gehen, sondern auch um die Erhaltung der Unternehmenssubstanz. Daher sollte man sich die Auswirkungen einer Fusion auf das Projektportfolio rechtzeitig bewusstmachen. Eine rechtzeitige Einplanung der Fusion in das Projektportfolio der einzelnen beteiligten Unternehmen hilft, schnell Klarheit über die tatsächlichen Anforderungen an die dafür benötigte Kapazität sowie die direkten Auswirkungen auf das bestehende Bestandsportfolio zu bekommen: Ja, wir wollen fusionieren, aber wie stellen wir derweil unsere Kundenverpflichtungen sicher? Die Fokussierung auf die Integration darf nicht gleichzeitig die Vernachlässigung wichtiger Projekte bedeuten. Wie wichtig dabei die Rolle des Project Management Office ist, die Integration zu orchestrieren, beschreibt unter anderem Allen Koivo in diesem Blogartikel.