von Jörg Leute
Veröffentlicht am 02.02.2017Aktualisiert am 11.08.2023
Den Begriff Lean PPM haben Sie hier auf unserem Blog sicherlich bereits häufiger gelesen. Heute nähere ich mich einem Aspekt von “Lean” und durchleuchte ihn im Kontext Projektportfoliomanagement: Verschwendung.
Doch der Reihe nach:
Lean Management ist eine aus dem “Toyota Production System” (TPS) entstandene Sammlung von Techniken, Geisteshaltungen und Prozessen zur Entwicklung und Produktion industrieller Güter. Sie entstand in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg und erlebte insbesondere in den 80er Jahren weltweite Anerkennung (Vgl. Womack, James P. / Jones, Daniel T. / Roos, Daniel: The machine that changed the world. How Japan’s secret weapon in the global auto wars will revolutionize Western industry, New York: Harper Perennial (1991)). Es gibt mehrere zentrale Elemente von Lean, darunter
Im heutigen Beitrag möchte ich auf einen weiteren zentralen Punkt fokussieren: Die Erschaffung von „Wert“. Genau diese Fokussierung ist es schließlich, die das Konzept von Lean weit über die Fertigungshallen hinausgetragen hat (Vgl. Hines, Peter/ Holweg, Matthias / Rich, Nick: Learning to evolve : A review of contemporary lean thinking in: International Journal of Operations & Production Management 2004 24:10, S. 994-1011).
Wie Sie sehen, ist das eine sehr subjektive Definition aus der Perspektive Ihres potentiellen Kunden. Mehr noch: eine zeitabhängige Definition: Eine Eigenschaft, die heute als unverzichtbar erscheint, kann morgen also schon vollkommen wertlos sein. Lean geht weiter und erklärt es zur Notwendigkeit, nur Tätigkeiten auszuführen, die den Wert Ihres Produkts steigern. Das klingt natürlich banal, ist in der Praxis aber gar nicht einfach. Überlegen Sie einmal: ist es wertschaffend, gleich ein paar mehr Teile als benötigt zu bestellen, wenn Ihr Lieferant Ihnen dann einen viel besseren Preis gibt? Versuchen Sie es, wie Lean, einmal andersherum und werfen Sie einen Blick auf das Gegenteil. Nicht wertschöpfende Tätigkeiten bezeichnet Lean als „Muda“, als Verschwendung. Diese Verschwendung kann in sieben unterschiedlichen Formen auftreten:
Eine wertschöpfende Tätigkeit ist folglich eine, die keine Verschwendung verursacht (und das Bestellen unnötig vieler Teile wäre in puncto Lagerhaltung folglich Verschwendung).
Nun wird es interessant: Die 7 Formen der Verschwendung wurden bereits auf andere Disziplinen wie beispielsweise die Softwareentwicklung (Vgl. beispielsweise Poppendieck, Mary / Poppendieck, Tom: Implementing lean software development. From concept to cash, Upper Saddle River: Addison-Wesley (2007)) oder die Logistik (Hines, Peter/ Holweg, Matthias / Rich, Nick: Lean logistics in: International Journal of Physical Distribution & Logistics Management 1997 27:3/4, S. 153-173) angewendet. In diesem kurzen Beitrag untersuche ich das Umfeld des Projektportfoliomanagements auf die 7 Formen der Verschwendung und reflektiere, ob die Vermeidung dieser auch den „Wert“ des Portfolios für den Kunden steigern könnte.
Die hier aufgeführte Aufstellung zeigt natürlich nur eine kleine Auswahl aller Schwierigkeiten im Projektportfolio auf und sucht zwangsläufig das Haar in der Suppe. Anders gesagt: Wer sich keinem Risiko aussetzt, hat auch keine Chance auf Erträge. Wichtig ist an dieser Stelle allerdings festzuhalten, dass es stets Ihr Ziel sein sollte, ein Projektportfoliomanagement zu etablieren, das jede Form von Verschwendung vermeidet: Ein PPM, das gekennzeichnet ist durch
Warum? Weil die Vermeidung von Verschwendung zur Erzeugung von Wert führt. Wert, für den Ihr Kunde jetzt bereit ist, Geld auszugeben.
Seit mehr als 15 Jahren kämpft Jörg Leute gegen Floskeln wie „Das Projekt geht schon noch!“ oder „Bisher ist es noch immer gut gegangen“ ...
Die fraktale Organisation: Was komplexe Systeme mit PPM zu tun haben
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