Schritt 2: Rücklagen bilden
Für die meisten Unternehmen bedeutet Rezession rückläufige Aufträge und verminderte Einnahmen (Ausnahmen sind beispielsweise Anwälte mit Spezialisierung auf Themen wie Inkasso und Insolvenz). Leider kostet die eigene Infrastruktur nicht plötzlich weniger, nur, weil man jetzt weniger verdient. Unternehmen, die in wirtschaftlich schlechten Zeiten nichts zuschießen können, sind immer akut existenzgefährdet. Wir empfehlen, entweder drei oder sechs Monatsumsätze in relativ liquider Form beiseite zu legen – je nachdem, wie empfindlich Ihre Branche auf eine Rezession reagiert. Nehmen Sie im Zweifelsfall sechs Monate. Mit Personal, das sie in einer Rezession entlassen, verlieren Sie immer auch Know-how, das Sie nur schwer zurückbekommen (ganz zu schweigen vom Schaden an der Mitarbeitermoral). Und Assets, die Sie in einer Notlage abstoßen, bringen meist nicht den vollen Preis. Natürlich kann es in schlechten Zeiten sein, dass Sie trotz Rücklagen die Struktur des Unternehmens zurückfahren müssen, aber mit drei bis sechs Monaten auf der sprichwörtlichen hohen Kante ist es leichter, unnötige Schäden zu vermeiden. Und zumindest ist nicht Ihre mangelnde Vorbereitung dafür verantwortlich.
Wenn es Ihrem Unternehmen nicht gelingt, systematisch Rücklagen anzulegen, ist dies übrigens ein gutes Warnzeichen dafür, dass Sie nicht bereit für eine Rezession sind. Kann auf keinen Teil des Umsatzes zugunsten von Rücklagen verzichtet werden, bedeutet das, dass jeder Rückgang der Umsätze sofort zu ernsten Problemen führt. Natürlich könnte es sein, dass Sie sich aus strategischen Gründen dagegen entscheiden, gerade jetzt Rücklagen zu bilden – beispielsweise, weil Sie mit Ihrer innovativen Geschäftsidee kurz davor stehen einen völlig neuen Markt zu dominieren und jeden Cent ins Marketing stecken – aber das ist etwas Anderes als „keine Rücklagen bilden zu können“.
Neben dem einfachen Vorteil, vorerst liquide zu bleiben, haben Rücklagen beim Einsetzen einer Rezession einen weiteren wichtigen Vorteil: Sie können erstmal die Ruhe bewahren. Sie können sich Zeit lassen und ohne Druck fundierte Entscheidungen treffen, die der Situation angemessen sind. Auch wenn dieser Vorteil nur schwer zu quantifizieren ist, kann er gar nicht überschätzt werden. Nicht ist schlimmer in einer Krise, als wenn alle Entscheider erstmal die Krise kriegen.